Schokoladenrevolution

 

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Schokoladenrevolution (2006) - Reaktivierung (2014)

Einige Objekte wurden im Laufe einer Kunstaktion erneut mit Zartbitterschokolade übergossen

Schokoladenrevolution (2006)

Eine Ausstellung in der Umtrieb Galerie, Kiel

 

Adventszeit ist Schokoladenzeit – und so zeigte kurz vor Weihnachten die Umtrieb-Galerie in ihren Räumen die „Schokoladenrevolution“ von Vladimir Sitnikov. Die Räume der Galerie beherbergten früher eine Bäckerei, die auch Pralinen herstellte – insoweit fast eine Anknüpfung an alte Traditionen.

 

Aber die Schokoladenobjekte mit der zartbitter, braun-cremigen Oberfläche sind alles andere als süß und werden von dem in Kiel lebenden Moskauer Künstler eher „brutal“ benannt als Pistole, Schuss, Messer und Gewehr, oder auch ganz alltäglich als Fundstücke, Die kleine Maus, Schatten. Manchmal bleiben sie auch ganz ohne Titel. Essen und Kunst als elementare Grundbedürfnisse sind wichtige Leitmotive im Werk von Sitnikov.

 

Der Zyklus von rund 50 Werken bevölkert die Galerie. Es entsteht eine ganz eigene Welt, wie aus Schattenrissen, aus wohlbekannten, doch umgedeuteten Gegenständen. Die plastisch-expressiven Sperrholz-Objekte zwischen Grafik und Plastik stehen bei Sitnikov für eine Kommunikation piktographischer Formen, die ganze Begriffe ersetzen. Diese Codes oder Symbole verselbständigen sich und werden ohne Hilfe semantischer Spracherfahrung verstanden. Es geht für Sitnikov um den Übergang von traditionellen Sprachsystemen zu den mathematischen Programmiersprachen und zu der bunten medialen Bilderwelt der modernen Technologien. Seine monochromen, auf das Wesentliche reduzierten Formen sind dagegen Elemente einer Bildsprache, die als Reaktion auf die überflüssige moderne Alltagsvisualität entstanden ist. Sie knüpfen an die Tradition der Höhlenmalerei und der Ikonographie an und sind individuelle Buchstaben seines persönlichen Alphabetes. Der Besucher wird eingeladen einige seiner gewohnten Assoziationen zu überdenken oder zu vergessen und sich auf andere, vielleicht ungewöhnlichere, einzulassen.